Adam Smith geht sozusagen von einem antiken and mittelalterlichen Verständnis des Marktes aus. Der Markt ist demnach vor allem ein Ort, an dem sich Menschen sammeln, austauschen und mit unterschiedlichen lebensnotwendigen Waren versorgen. Weil alle physisch anwesend sind und ein Eigeninteresse verfolgen, das auf den niedrigsten angebotenen Einkaufspreis bzw. den höchsten angebotenen Verkaufspreis aus sind, die Informationen allen zugänglich sind und alle sich am Feilschen beteiligen, wird tatsächlich der Marktpreis mit dem natürlichen Preis abgestimmt und was noch wichtiger ist, es wird auf diese Weise tatsächlich nur das verkauft bzw. eingekauft, was den höchsten Mehrwert erzielt.

Gegenwärtig aber hat der Markt ganz andere Funktion nicht zuletzt auch deswegen, weil die Menschen nicht immer bereit sind, sich Bloße zu geben. Der Markt erfüllt eine sehr subtile Funktion und der Mensch muss in der Tat über ein sehr großes Selbstbewusstsein verfügen, um zu beurteilen, vor allem aber beurteilt zu werden. Vermarktung ist einer der schwierigsten Geschäftsbereiche, für die nicht alle geeignet sind. Weiterhin erfüllt der Markt heute auch andere Funktionen wie z.B. werden auf dem Markt Machtkämpfe ausgetragen.

Das sind nicht Bestrebungen, die etwa von außen in den Markt hineingetragen werden und durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden können, sondern es sind ein Teil der menschlichen Natur, die in allen Bereichen der menschlichen Betätigung eine nicht verachtende Rolle spielen.

Adam Smith hat eine zu optimistische und einseitige Sicht des Eigeninteresses. Das Eigeninteresse der auf dem Markt beteiligten ist nur zum Teil auf den niedrigsten Einkaufspreis ausgerichtet. Es wird nicht bloß verkauft, um den günstigsten Preis zu erreichen, es wird vor allem verkauft mit der Absicht, dauerhaft zu verkaufen, was quasi einer Monopolstellung gleichkommt.

Dieses zweite Bestreben ist in vielfacher Hinsicht noch wichtiger, denn direkt und indirekt sichert es das Einkommen (soziale Sicherheit),  gleichzeitig bedeutet es aber eine Verschließung vor der Konkurrenz und deren Verdrängung aus dem Markt. Oder anders ausgedrückt, es wird verkauft und eingekauft, nicht so sehr um den günstigsten Preis, sondern um eine Monopolstellung zu erreichen.

Ob arm oder reich, die Menschen trachten nach der Monopolstellung, um zu konsumieren. Besonders heute, da die Tugenden unbeachtet sind, wird der Konsum zum eigentlichen Unterscheidungsmerkmal, wodurch sich die Menschen untereinander abheben können.

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